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Alle Inplayzitate
“Nicht totzukriegen”, kommentiert Venner schlicht und beobachtet den anderen beim Trinken, “das schätz ich an dir.”
Gleich rollt ein Steppenläufer durch die Kneipe und die Mundharmonika vibriert aus dem Off. Zwei glorreiche Halunken, der Zug um Arvins Mundwinkel wirkt schuftig. Ein wenig verspottet fühlt er sich, Vorsicht, die haben ja wohl keine Meinungsverschiedenheit zu seiner Großzügigkeit?
“Diese zweitklassigen Zauberer haben von mir exakt das bekommen, was sie verdienen – man kann viel über mich sagen, aber ich bin kein Geizhals.” Wie überzeugt der das raushaut vor seinem qualifizierten Botaniker, dem er keine müde Pecunia zahlt. Ganz ohne Selbstironie.
Nur schwache Männer greifen auf Gewalt zurück, aber heute, an diesem Tag, hat Arvin sich auf ihr Niveau herabbegeben.
Gnädig wie Arvin war, schenkte der ihm auch noch ein Lächeln. Ein Lächeln. Percy war immer voller Wut abgehauen, nachdem er Arvin zum hundersten Mal zurückgewiesen hatte, und jetzt, wo die Rollen getauscht waren, hatte Arvin nichts Besseres zu tun als zu lächeln. Es unterstrich für ihn nur, wie grundverschieden sie waren und dass aus ihnen nie Freunde hätten werden können. Dass er damals vielleicht richtig gehandelt hatte.
Arvin könnte den gleichen Weg einschlagen – in Percys Nähe wär’s ihm wohl nicht mal zu verübeln. Aber der Lamb blieb ruhig und respektvoll und ließ sich nicht dazu verleiten, Percy (oder seinen Habseligkeiten) auf irgendeine Weise zu schaden. Und Percy? Der wollte Arvin am liebsten anschreien, dass er’s verdient hätte, dass er nicht verstehen konnte, wie Arvin so locker bleiben konnte. Stattdessen blieb er still.
Die Ablehnung war gerechtfertigt und dennoch zwickte da was in seiner Brust. Ob der Lamb sich all die Jahre so gefühlt hatte, jedes Mal, wenn er ihn hatte abblitzen lassen, wenn er ihm die metaphorische Tür vor der Nase zugeknallt hatte? Nur, dass er mit Arvin nie so... ruhig umgegangen war.
Wie der den Kopf auf seinen verschränkten Armen bettet. Herrje? Keiner hat es so schwer auf der Welt.
“Möglicherweise ist er erfroren.” Auf die laute Überlegung zuckt gleichgültig ein Hundeohr. Um hier trotz nüchterner Stimme den Ernst der Lage zu spezifizieren: “Tot.” Deswegen haben die Lambs zwei Reservekinder gemacht.
Damals haben sich unsere Lippen berührt. Waren nur ein paar Sekunden, aber lang genug, dass es mir im Gedächtnis geblieben ist. Wie’s sich angefühlt hat: warme, weiche Lippen, die nach Kirsche geschmeckt haben. Und nach Salz, weil wir beide geweint haben.
Die leuchtenden Punkte am Firmament, die eine seltsame Sehnsucht in ihm weckten. Er spürte diese winzige Flamme in sich, die nach Feuerholz lechzte, um wachsen zu können. Drayden war gut darin, sie im Keim zu ersticken. So wie alles andere auch.
Sie widersprach ihm, sie kritisierte ihn, sie warf seine Pläne über den Haufen, und sobald sie die perfekt geschwungene Braue in die Höhe zog und die Lippen kräuselte, wusste er bereits, dass er verloren hatte.
Es ist eine komplette Lüge (ganz offensichtlich will ich ihn einfach nur sehen).
Wie ein offenes Buch, ein sezierter Vogel, ein Forschungsobjekt. Ein Charakterzug, den er eigentlich zu schätzen wusste - zumindest, wenn diese Art von Blicken nicht ihm galten, sondern irgendwelchen anderen Leuten.
Sie war nicht umsonst in jenem Haus der Akademie, das für seine Wissbegierigkeit bekannt war.
Das alles war ein Abgrund in den sie wahrscheinlich nie hinabsteigen sollte.
Die Endgültigkeit mit der Vita ihre Worte in seinen Kopf pflanzte, ihre Schärfe und das Stechen ihrer braun-orangefarbenen Iriden, so durchdringend wie die Farbe ihres Fells, ließen Cassius schwindeln. Es fühlte sich seltsam an. Als verwehrte man ihm den Zugang zu seinem Gehirn, blockiert durch Nebel, so dicht, dass er Gestalt annahm und sich zu Wattetürmen formte, Wachposten aus dichter, weißer Masse, die ihn mit spitzen Speeren zurückstießen.
Es lag eine Spannung in der Luft, als hätte jemand sie mit einem Zauber getränkt, der Reichtum versprach und Moral abschürfte wie eine hauchdünne Goldschicht.
Das Wohnzimmer versank in Stille, doch es war keine unangenehme. Es war die Art von Schweigen, in der trotzdem kommuniziert wurde. Alles Gesagte und Ungesagte füllte den Raum zwischen ihnen, riss das Gespräch an sich, als hätte das Schweigen selbst eine Stimme. Eine stumme Verständigung, die keine Gesten und schon gar keine Worte brauchte.
Birdie verkniff es sich zu sagen: 'Ihre Körpersprache haben Sie dahingegen perfekt dressiert.' Es wäre nicht nur zu direkt, und damit irgendwie unhöflich, sondern auch ein wenig anzüglich gewesen? Jedenfalls färbten sich ihre Wangen alleine bei dem Gedanken, diese Worte laut auszusprechen, zart rosa. Wie unschicklich von ihr, solchen Überlegungen nachzugehen.
Das verriet ihm die Stimme, die jedes Mal, kurz vor seinem Erwachen, erklang. Klar, ruhig, von einer seltsamen Eindringlichkeit durchzogen, als würde ihre Stimme nicht über seine Ohren zu ihm vordringen, sondern direkt ins Zentrum seines Bewusstseins sprechen. Nur ein Satz. Immer derselbe. Immer im gleichen Tonfall.
You will come willingly.
Die Umgebung erinnerte vage an eine Lagerhalle: hoch, weit, industriell, als sei sie aus Beton gegossen und dann dem Verfall überlassen worden. Rost an Stahlträgern, rissiger Boden, Staub in der Luft, der im schräg einfallenden Licht tanzte wie Asche zwischen zuckenden Flammen eines Lagerfeuers. Es war kein albtraumhafter Ort, nichts, dass ihm eine Gänsehaut über die Glieder kriechen ließ oder seinen Puls in Angst beschleunigte, doch Ruhe strahlte er ebenso wenig aus. Vielmehr lag über allem eine bleierne Ungewissheit, eine angespannte Erwartung, als würde jeden Augenblick etwas geschehen, ohne dass man benennen konnte, was.
Wie ein Reflex krümmten sich seine Finger auf dem Rücken des Lambs zu Krallen, doch die unangenehme Wahrheit überfiel ihn regelrecht, als er die Augen öffnete: Er würde ihn nicht ewig festhalten können.
Im Sorcery Spirits allerdings, hatte der Frühling Einzug gehalten. Warm strich er über die Haut des Shepherds, ließ seine Poren prickeln und erfüllte seinen Körper mit neuer Kraft. Vögel zwitscherten in sämtlichen Tonlagen verschiedenste Melodien die ihm zwar unbekannt waren, sich allerdings nie schöner angehört hatten. Er fühlte sich… zuhause. In den eigenen Wänden, die so viele Stunden eher einem kalten, grauen Gefängnis geglichen hatten, brauchte es eine Person, um dieses Gefühl wieder hervorzurufen.
Er wollte seine Ruhe wahren, weiter seinen Gedanken nachhängen und vielleicht, nur vielleicht, die Finsternis, die sich nicht verdrängen ließ, in Whisky ertränken. Sein Vater wäre sicherlich von Stolz erfüllt, wenn er wüsste, dass er ähnliche Bewältigungsstrategien wie er entwickelt hatte.
Sein Blick verengte sich in stummem Missfallen, ein offen einsehbares Eingeständnis, dass selbst er Gefühle besaß, die sich hin und wieder nach außen Bahn brachen und seine Gesichtsmuskulatur beanspruchten.
Trotz der vielen Lichter, die das Wohnzimmer in einen gemütlichen Ort verwandelte, fehlte es dem Haus eindeutig an Persönlichkeit, die es zu einem Heim machten. Es fühlte sich wie ein Ort an, der nicht durch Zuneigung sondern Regeln zusammengehalten wurde. Selbst der Staub wagte wohl nur mit Erlaubnis zu existieren. Und jede Kerze, die nun brannte, jeder penibel ausgerichtete Teppich, jedes lautlose Zischen der Flammen schien ihr zu sagen: Du bist hier nur gerade so geduldet.
Von Mal zu Mal verschwand Alistairs moralischer Kompass, und er bemerkte nicht, wie egal ihm das alles wurde. Egoismus war, nachdem er all die Jahre als fleißiger Excubitor gearbeitet hatte, neu und aufregend. Es tat gut, sich nicht zu unterwerfen oder nach Regeln zu spielen. Wer hatte die Regeln überhaupt erfunden? Wer bestimmte, was richtig oder falsch war? Alles dehnbare Begriffe.
"Ich dachte, wir könnten unsere letzte Sitzung fortsetzen. Die letzte endete... sagen wir: abrupt.", sagte sie in einem zuckersüßen Ton, der in der Regel dafür sorgte, dass sie bekam was sie wollte.
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